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Der Ostersonntag 2025 wird vielen in Erinnerung bleiben – als Tag, an dem ein junger Mann starb und ein ganzes Land aufschrie. Der 21-jährige Lorenz A. wurde von einem Polizisten erschossen. Drei Schüsse, ein Leben ausgelöscht. Während die Ermittlungen noch laufen, urteilen große Teile der Gesellschaft längst: Wut, Enttäuschung und Misstrauen bestimmen die Debatte – auf der Straße und im Netz.
Kaum war der Fall bekannt, überschwemmten Zehntausende von Nutzer*innen TikTok, Instagram und X (ehemals Twitter) mit Kommentaren. Unter den Hashtags #JusticeForLorenz und #GerechtigkeitFürLorenz sammelte sich eine Bewegung, die sich nicht länger mit Worten der Beschwichtigung zufriedengeben will.
Viele der Kommentare bringen die Fassungslosigkeit klar auf den Punkt:
„Unfassbar. Ein Leben einfach ausgelöscht.“ (@tiktok nutzer:inn)
„Polizeigewalt auf einem neuen Level. Und wieder passiert gar nichts.“(@tiktok nutzer:inn)
„Wer schützt uns vor denen, die uns angeblich beschützen sollen?“(@tiktok nutzer:inn)
„Wenn wir schon Angst vor der Polizei haben müssen, ist alles verloren.“(@tiktok nutzer:inn)
Die emotionale Wucht dieser Stimmen ist unüberhörbar. Immer wieder wird der Vorwurf laut, dass Polizei und Politik viel zu oft zusammenhalten würden – und echte Konsequenzen ausblieben.
In Oldenburg gingen nach dem tödlichen Vorfall rund 10.000 Menschen auf die Straße. Schilder mit Aufschriften wie „Stoppt Polizeigewalt“ und „Lorenz hätte leben sollen“ dominierten das Bild. Auf der Demonstration war der Schmerz greifbar – ebenso wie die Wut über das, was viele als systematisches Versagen ansehen.
„Es geht längst nicht mehr nur um einen Einzelfall“, sagte eine Teilnehmerin. „Es geht um ein Gefühl, dass unser Leben weniger wert ist, wenn wir nicht ins Bild passen.“
Doch es gibt auch eine andere Seite – kleinere, aber laute Stimmen im Internet, die den Polizisten verteidigen:
„Danke an den Polizisten, der uns schützt.“(@tiktok nutzer:inn)
„Endlich wird mal konsequent durchgegriffen.“(@tiktok nutzer:inn)
„Hört auf, immer gleich die Polizei zu verteufeln.“ (@tiktok nutzer:inn)
Diese Kommentare lösen heftige Reaktionen aus. Viele werfen den Verteidigern vor, blind gegenüber staatlicher Gewalt zu sein oder gezielt gegen Opfer Stimmung zu machen. Auf TikTok und X eskalieren die Diskussionen – Nutzer*innen überziehen sich gegenseitig mit Beleidigungen, Vorwürfen und Anklagen.
Was bleibt, ist eine tiefe Spaltung. Zwischen denen, die Sicherheit und Ordnung verteidigen wollen – und denen, die fürchten, dass sie selbst das nächste Opfer sein könnten.
Gegen den 27-jährigen Polizisten wird inzwischen wegen Totschlags ermittelt. Er ist suspendiert. Doch viele fragen sich: Wird am Ende wirklich Gerechtigkeit geschehen? Oder wird der Fall – wie so viele andere – in einem juristischen Niemandsland versanden?
Die Behörden bitten um Geduld. Doch in einer Zeit, in der sich Emotionen schneller verbreiten als Erklärungen, reicht Geduld vielen nicht mehr.
Der Tod von Lorenz A. ist mehr als ein tragischer Einzelfall. Er ist ein Spiegel für die Ängste, die Wut und die Hoffnungslosigkeit vieler Menschen.
Er zeigt, wie tief das Misstrauen gegenüber den Institutionen inzwischen reicht – und wie schwer es sein wird, diese Risse wieder zu kitten.
Die Frage, die bleibt: Wer schützt uns wirklich? Und wer hört uns, wenn wir schreien?
Geschrieben von: Jonas Eder
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